MARY LENNOX – NACHHALTIGE FLORISTIK IN BERLIN-LICHTENBERG

BERLIN

Plattenbauten, so weit das Auge reicht: Man könnte meinen, mehr ließe sich über Berlin-Lichtenberg nicht sagen. Aber es gibt hier auch großzügige Grünflächen und Parks, und dank der vergleichsweise niedrigen Mieten und Immobilienpreise ist der Stadtteil, der zu DDR-Zeiten noch als industrielles Zentrum galt, eine beliebte Wohngegend für Familien. Touristenhorden bleiben jedoch bislang noch aus.

Auf den ersten Blick mag es also überraschen, dass viele Expats ausgerechnet Lichtenberg für sich entdecken – schließlich gibt es attraktivere Ecken in Berlin. Die gebürtige Australierin Ruby Barber ist eine von den Zugezogenen. In einer ruhigen Straße unweit vom ehemals wichtigsten Fernbahnhof Ost-Berlins hat sie sich ein Studio und Atelier in einem kleinen, anfangs noch arg renovierungsbedürftigen Gartenhaus eingerichtet. Nur nach Terminvereinbarung und unter genauer Berücksichtigung der jeweiligen Kundenwünsche fertigt sie individuelle Blumensträuße und Gestecke. Sie teilt sich das Atelier mit Kentholz, einem Holzhandwerker, der sie oft mit Material für ihre Arbeiten versorgt.

Barbers Blumenservice ist nach der Hauptfigur in Frances Hodgson Burnetts Roman „Der geheime Garten“ benannt – und wie der Zufall es will, lag ihr erstes Studio in Sydney genau an der Ecke, wo die Mary Street und die Lennox Street sich kreuzen. Mary Lennox bietet sorgfältig und liebevoll zusammengestellte Arrangements mit Blumen von ortsansässigen Züchtern und umliegenden Märkten.

Barber begrüßt ihre Besucher freundlich und entspannt, ihr Hund Paco steht mit wedelndem Schwanz an ihrer Seite. Im Inneren des Gartenhauses ist es hell, die grob verputzten Wände sind weiß gestrichen. Es bleibt viel Raum für die natürliche Schönheit der Blumen. „Der Trubel in einem hipperen Viertel wie Kreuzberg oder Neukölln würde mich viel zu sehr ablenken. Ich denke, das wäre kontraproduktiv“, sagt Barber. „Hier steht meine Arbeit im Mittelpunkt – vom Einkauf bis zum Arrangement.“ Hat man ihr Studio einmal betreten, fragt man sich aber ohnehin nicht mehr, warum sie sich hier und nirgendwo anders niedergelassen hat.

Dank Kunden in Australien, den USA und in Europa ist Barber beruflich bereits um die halbe Welt gereist. Berlins Ruf als kreativer Knotenpunkt hat sie schließlich in die Hauptstadt gelockt – wo einige Herausforderungen auf sie warteten. „Die Leute in Deutschland haben eine innige Beziehung zur Natur und setzen sich ernsthaft damit auseinander, wie sie umweltschädigendes Verhalten vermeiden können“, sagt sie. „Aber was die Blumenindustrie angeht, haben sie das Thema Nachhaltigkeit noch nicht auf dem Schirm. An jeder Ecke gibt es einen Blumenladen, und es war schwierig, den Leuten zu vermitteln, dass die angebotenen Blumen oftmals von weither herangeschifft und unter Bedingungen angebaut wurden, die von Menschenrechtsorganisationen kritisiert werden und alles andere als nachhaltig sind. Ich denke, in dieser Hinsicht will ich schon einen Wandel herbeiführen.“ 

Ihr Tag geht früh los. Unermüdlich ist Barber auf der Suche nach Züchtern, von denen sie im Umland herangewachsene Saisonblumen für ihre Arrangements beziehen kann. Gleich neben ihrem Studio befindet sich eine Brachfläche. „Ich bin gerade mit meinen Vermietern im Gespräch, um zu sehen, ob ich das Grundstück in eine Art Gemeinschaftsgarten verwandeln kann. Es wäre fantastisch, wenn ich hier die Blumen anbauen könnte, die ich für meine Arbeit brauche.“

Wer einen Termin mit Barber vereinbaren möchte, kann sie über die E-Mail-Adresse info@marylennox.de erreichen oder das Kontaktformular auf ihrer Website www.marylennox.de benutzen.

cool cities app collection