KLAUS BECHTHOLD: DER STRECKENPAPST

BERLIN

Blass, weltfremd, verschlossen: Alle Vorurteile, die man gegen Computerfreaks hegen mag, treffen auf Klaus Bechtold nicht zu. Der Softwareentwickler verbindet mit seinem Internetportal GPSies.com seine Begeisterung für Technik mit seiner Leidenschaft für Sport. Auf dem Portal stellt er Strecken zum Radeln oder Wandern zur Verfügung. Er ist einer der kreativen Köpfe, die Berlin zum europäischen Silicon Valley machen.

Wenn Klaus Bechtold seinen Fahrradhelm aufsetzt und aufs Rad steigt, dann geht es ihm nicht nur darum, möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Der Weg ist ihm mindestens genauso wichtig. Strecken – ob zu Fuß oder mit dem Rad – sind sein Hobby, wobei das fast untertrieben ist. Denn mindestens drei Stunden am Tag, am Wochenende auch länger, pflegt der 46-Jährige neben seinem Job als Softwareentwickler in einer Agentur in Mitte die Website GPSies. com, gesprochen wie „Gypsies“, das englische Wort für Zigeuner.

Darauf stellt er kostenlos 1,2 Millionen Touren zur Verfügung, die man sich auf ein GPS-Gerät oder Smartphone herunterladen kann. User haben auch die Möglichkeit, eigene Strecken für Jogger, Wanderer und Radler hochzuladen und sie auf diese Weise der internationalen Community zugänglich zu machen.

Die Idee zu GPSies kam Klaus Bechtold 2006. Damals hatte er sich eine GPS- Uhr für Läufer gekauft, ein klobiges Ding, das Wind und Wetter standhält. „Ich habe damit ein bisschen experimentiert“, erzählt er. „Dann kam Google Maps raus. Damit habe ich dann eine App entwickelt, mit der man Strecken, die man gelaufen ist, visualisieren kann.“ Ein Jahr später kam der Editor dazu und damit die Möglichkeit, Online-Karten selbst zu erstellen und sie auf Geräte wie die GPS-Uhr und das iPhone zu übertragen. GPSies-Nutzer können inzwischen über eine Programmschnittstelle auch selber Apps entwickeln.

Ideen wie die von Klaus Bechtold machen Berlin zum europäischen Silicon Valley: Die Gründerszene im Bereich der Internet-Start-ups boomt. Aber auch Global Player zieht es in die Stadt. So hat Twitter angekündigt, seine Deutschlandzentrale an der Spree eröffnen zu wollen. Klaus Bechtold mag diese kreative Aufbruchsstimmung. Er hat selbst in verschiedenen Start-ups gearbeitet, bevor er vor neun Jahren bei seiner jetzigen Agentur anfing, wo er das Hotelbuchungsportal HRS betreut. Fachleute wie er sind heiß begehrt.

Neues entdecken, das kann Klaus Bechtold auch in seiner unmittelbaren Umgebung. Vor Kurzem fuhr er mit seiner Frau einen Teil des Mauerradwegs, „eine wunderschöne Strecke“, sagt er. Auf der Radtour hat er wieder neue Notwendigkeiten für die Arbeit an GPSies gesehen, zum Beispiel wenn überraschenderweise ein Streckenabschnitt gesperrt war. „Meine Vision ist es, eigene Karten für Radler, Läufer oder Inlineskater herzustellen. Das ist sehr aufwendig, sodass ich das wohl auch nicht alleine schaffen werde“, sagt er. Zum Glück ist Klaus Bechtold in der Cyber City Berlin und in seiner großen GPSies-Community in guter Gesellschaft.

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Klaus Bechtholds persönliche Empfehlungen für Berlin sind:

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