DER LIKÖR-APOTHEKER: CHRIS TIERNEY HAT DAS PERFEKTE REZEPT FÜR JEDES LEIDEN

NEW YORK

Chris Tierney, Mitinhaber der Bar Apothéke und des Restaurants Pulqueria, ist überzeugt, dass New York sich trotz des kommerziellen Eroberungszugs vergangener Jahre eine tiefgehende Mystik bewahrt hat. „Die Stadt erfindet sich unermüdlich neu“, sagt er. „Bevor du es merkst, lebst du seit zehn Jahren hier und kennst nicht mal einen Bruchteil.“ Die Lokale der Geschwister Tierney leisten mit ihrer Individualität und den ungewöhnlichen Standorten ihren Teil zu diesem Phänomen.

Inhaber einer boomenden Cocktailbar zu werden, war für beide sowohl Vision als auch grandioser Zufall. Voller Abenteuerlust zog das Geschwisterpaar aus Indiana nach New York. Auf einem Spaziergang durch die Seitengassen von Chinatown entdeckten sie eine Straße namens Doyers mit einer außergewöhnlichen Kurve. Sofort beschlich sie das Gefühl, an einem besonderen Ort zu sein, und das waren sie in der Tat: Im frühen 20. Jahrhundert befand sich hier ein Knotenpunkt illegaler Geschäfte, an dem chinesische Gangs das Sagen hatten.

Fasziniert von dieser Atmosphäre der Heimlichkeiten und Schattenaktivitäten, eröffneten die Tierneys ihre Flüsterkneipe, die bis hin zu den Heilgetränken an eine Apotheke der Alten Welt erinnert. Die Getränke, Spirituosen und Kräutertinkturen enthalten frische Zutaten vom Markt in Chinatown oder aus dem bareigenen Garten auf der Dachterrasse, wo sogar ein Feigenbaum wächst. Pulqueria entstand ein paar Jahre später und ist eine Ode an den Pulque – den Likör aus fermentiertem Agavensaft, der in Zentralmexiko schon vor dem Azteken-Zeitalter getrunken wurde.

In einer Stadt, in der die Fluktuationsrate von Restaurants erschreckend hoch ist, haben die Geschwister Tierney mit ihren Lokalen originelle Orte geschaffen, die in eine andere Welt entführen. Alles ist bis ins kleinste Detail designt – die Chemiekolben-Wandleuchten beispielsweise hat Chris selbst konstruiert.

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